Planetenforscher finden auffällige Veränderungen auf alten Radarbildern der Sonde Magellan

Einen aktiven Vulkanschlot auf der Venus haben zwei Wissenschaftler aus den USA entdeckt – auf Radaraufnahmen der Planetensonde Magellan aus den Jahren 1990 bis 1992. Seit langem vermuten Planetenforscher, dass unser innerer Nachbarplanet wie die Erde noch heute vulkanisch aktiv ist – doch bislang fehlte ein Nachweis tätiger Vulkane. Bei der Durchsicht der alten Bilder stieß das Forscher-Duo auf einen großen Vulkanschlot, der sich innerhalb von acht Monaten erheblich verändert hatte. Die einzige Erklärung dafür sei, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“, dass der Vulkan in dieser Zeit Magma ausgestoßen habe.

„Die Oberfläche der Venus ist zwar geologisch jung, aber bislang war unbekannt, ob es immer noch aktiven Vulkanismus auf dem Planeten gibt“, schreiben Robert Herrick von der University of Alaska und Scott Hensley vom California Institute auf Technology. Die im Mai 1989 gestartete Nasa-Sonde Magellan hat von 1990 bis 1992 die Venus mit Radarstrahlen abgetastet und so erstmals ein vollständiges Bild der unter einer dichten Wolkendecke verborgenen Oberfläche geliefert. Die Radaraufnahmen zeigen auch zahlreiche vulkanische Regionen – doch es blieb unklar, ob es dort noch aktive Vulkane gibt.

Allerdings deuteten langfristige Schwankungen der Menge an Schwefeldioxid in der Atmosphäre der Venus darauf hin, dass es tatsächlich aktive Vulkane auf dem Planeten gibt. Denn Vulkane stoßen große Mengen dieses Gases aus, das jedoch schnell durch Sonnenlicht wieder zersetzt wird. Die US-Sonde Pioneer Venus beobachtete von 1978 bis 1992 ein starkes Absingen der Menge an Schwefeldioxid. Die europäische Raumsonde Venus Express fand dann 2006 jedoch wieder einen zehn Mal höheren Wert – der in den Jahren danach erneut absank. Es musste also einen Prozess geben, der zwischen 1992 und 2006 wieder Schwefeldioxid in die Atmosphäre transportiert hatte.

Um das Rätsel zu lösen, nahmen sich Herrick und Hensley noch einmal die alten Magellan-Daten vor – und zwar speziell all jene Aufnahmen bekannter vulkanischer Regionen, die Magellan mehrfach beobachtet hatte. Der Vergleich dieser Aufnahmen war keine ganz einfache Aufgabe, da die Regionen jeweils unter verschiedenen Blickwinkeln abgetastet worden waren. Mit automatischen Verfahren war ein Vergleich nicht möglich, mühsam mussten die beiden Forscher die Bilder mit ihren eigenen Augen inspizieren.

Und tatsächlich wurden sie schließlich fündig: Sie stießen auf einen 2,2 Quadratkilometer großen Vulkanschlot in der Region Maat Mons, der sich zwischen zwei acht Monate auseinander liegenden Aufnahme-Zeitpunkten deutlich verändert hatte. Der Schlot hatte nicht nur seine Form verändert, sondern war auch erheblich größer geworden. Der Vulkan müsse also, so folgern Herrick und Hensley, in der Zeit zwischen den beiden Aufnahmen ausgebrochen sein. Zudem sind auch in der Umgebung des Vulkanschlots Veränderungen erkennbar, die auf Lavaströme hindeuten.

„Mit nur einer einzigen Veränderung auf der Oberfläche können wir keine Aussage über die Häufigkeit vulkanischer Aktivität auf der Venus machen“, stellen die beiden Forscher bedauernd fest. Da ihre Untersuchung jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Oberfläche des Planeten erfasst hat – etwa 1,5 Prozent –, gehen Herrick und Hensley davon aus, dass es weitere aktive Regionen auf der Venus gibt und die vulkanische Aktivität insgesamt mit jener der Erde vergleichbar sein könnte.

Bildquelle: NASA/JPL-Caltech