Kollision zwischen Ur-Erde und Theia war vermutlich heftiger als bislang angenommen

Bern (Schweiz)Der Mond ist vor 4,5 Milliarden Jahren aus den Trümmern des Zusammenstoßes der jungen Erde mit dem etwa marsgroßen Protoplaneten Theia entstanden. Soweit das heute weitgehend akzeptierte Standardmodell. Doch es gibt da ein Problem: Numerische Simulationen zeigen, dass ein auf diese Weise entstehender Erdtrabant überwiegend aus Theia-Materie besteht – der wirkliche Mond ähnelt in seiner Zusammensetzung aber stark der Erde. Ein schweizerisches Forscherteam hat nun eine Lösung für dieses „lunare Paradox“ gefunden: Die Kollision verlief demnach mit höherer Geschwindigkeit und unter einem steileren Winkel als bislang angenommen.

„Unser Modell untersucht Einschlagparameter, die niemals zuvor getestet wurden“, stellt einer der Wissenschaftler, Andreas Reufer von der Universität Bern, fest. Aufgrund beschränkter Rechnerkapazitäten konnte bei früheren Simulationen nur ein Teil der möglichen Einschlagparameter untersucht werden – die Modelle von Reufer und seinem Team galten als unbrauchbar, weil ähnliche Parameter keine sinnvollen Ergebnisse produziert hatten. Auch die von Reufer und Kollegen nun im Fachblatt „Icarus“ präsentierten Simulationen liefern noch keine perfekte Übereinstimmung mit dem realen Mond, aber sie kommen ihm schon sehr nahe.

Ein Einschlag unter einem Winkel zwischen 30 und 35 Grad mit dem 1,20- bis 1,25-fachen der Fluchtgeschwindigkeit – entsprechend 11,0 bis 11,5 Kilometern pro Sekunde – ist so heftig, dass ein Großteil der Materie von Theia den gravitativen Einfluss der Erde verlässt, also für die Bildung des Mondes verloren geht. Dadurch entsteht der Mond hauptsächlich aus Trümmern der Erde, in Übereinstimmung mit seiner beobachteten chemischen Zusammensetzung. Mit weiteren, noch genaueren Rechnungen wollen die Forscher nun bestimmen, welche Art von Kollision die beste Übereinstimmung mit dem realen Mond liefert.

Bildquelle: Andreas Reufer et al.