Das Schwarze Loch im Zentrum von NGC 1277 ist viel zu groß - vermutlich wurde es aus einem größeren Sternsystem herausgeschleudert

Austin (USA) - Das 220 Millionen Lichtjahre entfernte Sternsystem NGC 1277 stellt die Astronomen vor ein Rätsel: Sein zentrales Schwarze Loch ist mit etwa 17 Milliarden Sonnenmassen viel zu groß für die Galaxie. Zwei amerikanische Astronomen präsentieren nun eine Lösung für das Phänomen. Das supermassive Schwarze Loch stamme, so argumentieren sie, ursprünglich aus der nahe gelegenen Riesengalaxie NGC 1275. Diese sei durch die Verschmelzung zweier Systeme entstanden und dabei sei das Schwarze Loch herausgeschleudert worden, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“.

„Schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien besitzen typischerweise ein Tausendstel der Masse der zentralen Verdickung des Sternsystems“, schreiben Gregory Shields und Erin Bonning von der University of Texas in Austin. Bei NGC 1277 macht die Masse des Schwarzen Lochs jedoch über die Hälfte der zentralen Verdickung aus – ein enormes Missverhältnis. Das Schwarze Loch von NGC 1277 ist mit seiner Masse eher typisch für die größten Galaxien in Galaxienhaufen. Und eben dort sehen Shields und Bonning auch den Ursprung des mysteriösen Super-Lochs: in der Riesengalaxie NGC 1275, die den Perseus-Haufen, zu dem auch NGC 1277 gehört, dominiert.

Im Szenario der beiden Forscher ist NGC 1277 aus der Verschmelzung von zwei elliptischen Galaxien hervorgegangen. Jede dieser Galaxien enthielt bereits ein supermassives Schwarzes Loch, und im Zuge der Verschmelzung näherten sich auch diese beiden Schwarzen Löcher einander an und verschmolzen schließlich miteinander. Dabei kam es zu einem starken Ausbruch von Gravitationswellen. Da der ganze Vorgang nicht völlig symmetrisch verlief, wurden auch die Schwerkraftwellen asymmetrisch abgestrahlt – und übten dadurch einen starken Rückstoß auf das neu entstandene Super-Loch aus.

Der Rückstoß katapultierte es aus NGC 1275 heraus und es wanderte zunächst in das Zentrum des Perseus-Haufens. Dort kam es dann zu einer engen Begegnung mit der durch das Haufenzentrum hindurch fliegenden Galaxie NGC 1277 und dabei riss das Sternsystem das Schwarze Loch mit sich. „Die Wanderung von Schwarzen Löchern in Galaxienhaufen könnte ein häufiges Phänomen sein“, schließen Shields und Bonning. Die Suche nach ähnlich unpassenden Schwarzen Löchern in anderen Haufen könnte deshalb zu einer Bestätigung des von ihnen vorgeschlagenen Szenarios führen.

Bildquelle: Nasa