Vor 1,2 Millionen Jahren explodierte die Antlia-Supernova - Astronomen identifizieren den damals entstandenen Neutronenstern

Jena - Vor zehn Jahren spürten Himmelsforscher im südlichen Sternbild Luftpumpe (lat. Antlia) eine große, schwach leuchtende Gaswolke auf – Überrest einer Sternexplosion vor ein bis zwei Millionen Jahren. Astronomen der Universitätssternwarte Jena ist es gelungen, den bei der Supernova entstandenen Neutronenstern aufzuspüren und so zugleich den Zeitpunkt der Explosion genauer zu datieren. Mit 1,2 Millionen Jahren stimmt er nicht, wie bislang vermutet, mit einer Anreicherung der Erdkruste mit Eisen überein, die vor etwa zwei Millionen Jahren stattgefunden hat. Die Forscher berichten im Fachblatt „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ über ihre kosmischen Spurensuche.

„Wir haben nach Neutronensternen gesucht, die bei dem gleichen Ereignis entstanden sind, das auch den Antlia-Supernova-Überrest erzeugt hat“, schreiben Nina Tetzlaff und ihre Kollegen. Das ist gar nicht so einfach: Da die Explosion asymmetrisch verläuft, erhält der junge Neutronenstern einen Kick und bewegt sich mit großer Geschwindigkeit vom Explosionsort weg. Die Bestimmung von Entfernung und Geschwindigkeit von Neutronensternen ist ein schwieriges Unterfangen, so dass sich der Herkunftsort zumeist nicht eindeutig identifizieren lässt.

Das Team greift deshalb auf weitere Informationen zurück: Die Explosion fand in einem Doppelstern-System statt, und auch der zweite Stern erhielt dabei einen gewaltigen Schubs. Die Astronomen machten sich daher auf die Suche nach „Runaway“-Sternen, Sternen also mit auffällig hohen Geschwindigkeiten. Mit Hilfe numerischer Simulationen suchten sie nach Schnittpunkten zwischen den Bahnen junger Neutronensterne und solcher schnellen Sterne – und identifizierten schließlich das Paar, bei denen der Schnittpunkt am nächsten am Explosionsort liegt als die Hauptverdächtigen.

Aus den Geschwindigkeiten und der zurückgelegten Strecke ergibt sich dann auch das Alter der Supernova: Die Explosion habe vor 1,2 Millionen Jahren in einer Entfernung von 450 Lichtjahren stattgefunden, so die Wissenschaftler. Die Sternexplosion könnte damit zwar für eine Anreicherung der lokalen Umgebung des Sonnensystems mit dem Eisenisotop 60 gesorgt haben. Für die in einer zwei Millionen Jahre alten Schicht der Erdkruste nachgewiesene Anreicherung komme sie aufgrund ihrer Entfernung und ihres Alters aber nicht infrage.

Bildquelle: Romano Corradi/Instituto de Astrofísica de Canarias