Gravitationslinse ermöglicht Einblick in die Reionisations-Ära

Davis (USA) - Eine große Zahl leuchtschwacher Galaxien hat vor mehrere hundert Millionen Jahre nach dem Urknall den Kosmos erleuchtet und das Wasserstoff-Gas ionisiert. Soweit die Theorie. Jetzt hat ein internationales Forscherteam mit dem Weltraumteleskop Hubble erstmals eine solche Galaxie aufgespürt: Ihr Licht benötigte 13,1 Milliarden Jahre bis zu Erde. Die Entdeckung sei nur möglich gewesen, weil ein im Vordergrund liegender Galaxienhaufen mit seiner Schwerkraft als Gravitationslinse wirkt und so die Strahlung der leuchtschwachen Galaxie verstärkt, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“.

„Alle bisher bekannten Objekte in dieser Entfernung sind extrem hell“, erläutert Austin Hoag von der University of California in Davis. „Solche extrem leuchtkräftigen Galaxien sind vermutlich nicht repräsentativ für die Ära der Reionisation.“ Deshalb haben er und seine Kollegen sich mit dem Hubble-Teleskop auf die Suche nach normalen Sternsystemen im jungen Kosmos gemacht.

Da solche Galaxien aber zu leuchtschwach sind, um unter normalen Umständen selbst mit den größten Teleskopen sichtbar zu sein, bedienten sich die Astronomen eines Tricks: Sie konzentrierten ihre Suche auf die Umgebung massereicher Galaxienhaufen. Die Schwerkraft der Galaxienhaufen verbiegt die Lichtstrahlen dahinter liegenden Objekte, wirkt also wie eine Linse und kann so deren Strahlung erheblich verstärken.

Fündig wurden Hoag und seine Kollegen im Galaxienhaufen MACS1423, der selbst bereits 5,5 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist. Dort stießen sie auf ein Lichtfleckchen, das sich bei weiteren Untersuchungen mit Hubble, sowie dem Keck-Teleskop auf Hawaii als leuchtschwache Galaxie in der Reionisations-Ära des Kosmos entpuppte. Damit gelang den Forschern erstmals der Nachweis eines typischen Sternsystems, das mit seiner Strahlung den Wasserstoff ionisierte und das Universum so überhaupt erst durchsichtig für Licht machte. Hoag und sein Team wollen mit Hubble nun nach weiteren Beispielen für solche Galaxien im jungen Kosmos suchen.

Bildquelle: NASA/Keck/Austin Hoag/Marusa Bradac