Entstehung der stark pulsierenden Sterne ist bislang ungeklärt

Warschau (Polen) - Sie sind sehr heiß – 30.000 Grad – und ihre Helligkeit schwank extrem stark mit einer Periode von nur 20 bis 40 Minuten: Ein internationales Forscherteam hat im Rahmen eines jahrelangen Überwachungsprogramms eine bislang unbekannte Art von Sternen entdeckt. Die mit den Helligkeitsschwankungen einher gehenden Änderungen von Temperatur und Farbe der Sterne ließen sich nur mit einer Pulsation der Sterne erklären, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“.

„Derart starke Pulsationen mit solchen kurzen Perioden sind bislang aber bei keinem Typ von Sternen bekannt, auch nicht für sehr heiße Sterne“, betonen Paweł Pietrukowicz von der Sternwarte der Universität Warschau in Polen und seine Kollegen. Zwar zeige die theoretische Beschreibung von Sternpulsationen, dass solche Oszillationen für Sterne geringer Masse mit einer ausgedehnten Heliumhülle möglich wären. „Doch bislang kennen wir keinen Weg, wie solche Sterne entstehen könnten“, so das Team.

Pietrukowicz und seine Kollegen sind am seit 1992 laufenden Projekt OGLE beteiligt, dem „Optical Gravitational Lensing Experiment“, das nach Gravitationslinsen-Ereignissen in der Zentralregion unserer Milchstraße und den Magellanschen Wolken sucht. Bei diesem Phänomen lenkt ein Vordergrundstern mit seiner Gravitation die Strahlung eines Hintergrundsterns so stark ab, das dieser kurzzeitig wie durch eine Lupe stark verstärkt erscheint. In erster Linie hoffen die OGLE-Forscher, bislang unbekannte dunkle Himmelskörper aufzuspüren. Dazu überwachen die Wissenschaftler mit automatischen Teleskopen die Helligkeit von Millionen von Sternen.

Quasi als Abfallprodukt hat OGLE den Astronomen eine schier unüberschaubare Menge veränderlicher Sterne geliefert – bis 2016 waren es bereits über eine Million. Die große Mehrheit dieser veränderlichen Sterne ließ sich bereits bekannten Arten zuordnen, etwa Doppelsternen, die sich gegenseitig bedecken oder den pulsierenden Cepheiden-Sternen, die eine wichtige Rolle bei der Entfernungsmessung im Kosmos spielen.

Doch 2013 stießen Pietrukowicz und seine Kollegen erstmals auf einen pulsierenden Stern, der sich nicht einer bekannten Art zuordnen ließ. Im vergangenen Jahr führten die Forscher daher eine spezielle Suche nach ähnlichen Sternen durch – und fanden 13 weiter der „blauen Pulsatoren mit großer Amplitude“. Weitere Beobachtungen seien nun nötig, um die Massen der Sterne zu bestimmen und abzuklären, ob es sich vielleicht um Komponenten von Doppelsternen handele, so die Forscher. Denn in einem Massenaustausch zwischen zwei Sternen sehen Pietrukowicz und seine Kollegen eine Möglichkeit, die rätselhaften Sterne zu erzeugen. „Die extrem geringe Zahl dieser Sterne“, so die Astronomen, „zeigt aber auf jeden Fall, dass es sich um eine extrem seltene Phase in der Entwicklung von Sternen handeln muss.“

Bildquelle: Nasa/Esa