Bugwelle eines Pulsars könnte Material für die Entstehung von Planeten liefern

Cardiff/Edinburgh (Großbritannien) - Der 800 Lichtjahre entfernte Geminga-Pulsar schiebt eine Bugwelle aus interstellarem Gas vor sich her. Das zeigen Beobachtungen eines britischen Forscher-Duos. Zudem deuten die Messungen der beiden Astronomen auf eine Scheibe aus Gas und Staub um den Neutronenstern. Vermutlich falle die in der Bugwelle verdichtete Materie auf den Neutronenstern zu und sammele sich in dieser Scheibe – in der dann Planeten entstehen können, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Monthly Notices oft he Royal Astronomical Society“.

„Der Geminga-Pulsar bewegt sich sehr schnell durch die Milchstraße“, erklärt Jane Greaves von der University of Cardiff, „seine Geschwindigkeit ist größer als die Schallgeschwindigkeit im interstellaren Gas.“ Deshalb könne sich dort eine Stoßwelle herausbilden, in der die Materie stark verdichtet wird. Insgesamt könnte sich um den Neutronenstern auf diese Weise ein Mehrfaches der Masse der Erde ansammeln – ausreichend Material also für die Entstehung von Planeten.

Die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems fanden Astronomen vor 25 Jahren nicht bei einem normalen Stern wie unserer Sonne, sondern bei einem Neutronenstern ähnlich Geminga. Neutronensterne sind Sternenleichen – extrem dichte Überreste einer Supernova. Bei einer solchen Sternexplosion sollten jedoch auch etwaige Planeten zerstört werden. Planeten um Neutronensterne müssen demnach erst nach der Sternexplosion neu entstanden sein. Bislang hatten die Himmelsforscher jedoch eine Erklärung dafür, woher das Baumaterial für diese Planeten stammen könnte.

Auch der Geminga-Pulsar stand 1997 zunächst im Verdacht, von Planeten umkreist zu werden. Spätere Beobachtungen zeigten jedoch, dass die Astronomen hier Änderungen der Rotation des Neutronensterns falsch interpretiert hatten. Damit geriet das Objekt ins Visier von Greaves und ihrem Kollegen Wayne Holland vom Royal Observatory in Edinburgh, die auf der Suche nach Rohmaterial für die Planetenentstehung bei Neutronensternen waren. Sie beobachteten die Sternenleiche mit dem James Clerk Maxwell Telescope auf Hawaii, stießen auf die Bugwelle und die Staubscheibe – und damit auf eine mögliche Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Baumaterials für die Planetenentstehung bei Neutronensternen.

Noch allerdings geben sich Greaves und Holland vorsichtig: „Unsere Aufnahmen sind recht unscharf, deshalb haben wir Beobachtungszeit am ALMA beantragt.“ Das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array, eine aus 66 Antennen bestehenden Radio-Teleskopanlage in Chile, ist besonders gut für die Beobachtung der Entstehung von Planeten geeignet. Damit wollen die beiden Forscher zunächst einmal beweisen, dass es sich bei der Bugwelle tatsächlich um ein Phänomen bei dem Pulsar handelt und nicht um eine zufällig weit hinter dem Pulsar befindliche Gaswolke. Bestätigt sich der Verdacht von Greaves und Holland, dann wollen die beiden Forscher weitere Pulsare unter die Lupe nehmen, um den Prozess der Planetenentstehung bei den Sternenleichen detailliert zu untersuchen.

Bildquelle: J. Greaves / JCMT