Wettersimulationen zeigen unerwartetes Niederschlagsphänomen auf dem roten Planeten

Paris (Frankreich) - Dass es auf dem Mars schneien kann, wissen die Planetenforscher seit langem. Bislang nahmen sie allerdings an, dass die Schneeflocken langsam aus den dünnen Wolken zum Boden absinken. Wettersimulationen eines Forscherteams aus Frankreich und den USA zeigen jetzt jedoch, dass starke Fallböen in der Nacht kräftige lokale Schneestürme auslösen können. Diese „Microbursts“ könnten auch bislang rätselhafte Niederschläge am Landeplatz der US-Sonde Phoenix erklären, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Geoscience“.

„Obwohl die Mars-Atmosphäre weniger Wasser enthält als die irdische, gibt es dort Wolken“, erläutern Aymeric Spiga von der Sorbonne Universität in Paris und seine Kollegen. „Sie bestehen aus kleinen Wassereis-Partikeln und spielen eine wichtige Bedeutung für den Wasserzyklus auf dem Mars und die jahreszeitlich schwankenden Ablagerungen von Eis auf der Oberfläche.“ Unklar sei allerdings bislang der Einfluss der Wolken auf das lokale Wetter. Bislang gingen die Forscher davon aus, dass es keine starken Auf- und Abströmungen in der Atmosphäre des roten Planeten gibt und deshalb die Eispartikel nur langsam absinken.

Spiga und sein Team präsentieren nun neue Simulationen der lokalen Wetterbedingungen im Einflussbereich von Wolken auf dem Mars. Dabei stießen die Forscher überraschend auf ein unerwartetes Phänomen: Durch die Abkühlung der Eispartikel in der Nacht werden die atmosphärischen Bedingungen in und unter den Wolken instabil und es kommt zur Ausbildung kleiner, aber kräftiger Fallböen. Solche „Microbursts“ sind auch auf der Erde im Bereich von Gewittern und Niederschlägen bekannt und können dort lokal in einem Bereich von mehreren hundert Metern starke Schäden verursachen.

Bei einem solchen „Microburst“ kommt es zu einer starken, abwärts gerichteten Luftströmung – also in umgekehrter Richtung wie bei einem Tornado –, die dann beim Auftreffen auf die Oberfläche seitlich abfließt. Im Zuge einer solchen Fallböe können auf dem Mars dann die Eispartikel mit hoher Geschwindigkeit zum Boden fallen und dort innerhalb weniger Minuten für einen starken Niederschlag sorgen. Ein solches Phänomen war von der Sonde Phoenix beobachtet worden, die 2008 in der nördlichen Polarregion des Mars niedergegangen war. Die Forscher gehen davon aus, dass solche „Microburst“ eine wichtige Rolle für den Wasserzyklus auf dem roten Planeten spielen.

Bildquelle: Nasa