Detektoren an Bord der Internationalen Raumstation ISS erforschen rätselhaftes Gewitterphänomen

Greenbelt (USA) - Gewitterwolken senden nicht nur elektrische Blitze zum Erdboden. Ab und an emittieren sie auch hochenergetische Gammastrahlung ins Weltall. Ein neues Experiment an Bord der Internationalen Raumstation ISS soll nun der Entstehung dieses bislang rätselhaften Phänomens auf die Spur kommen. „Firestation“ – auf Deutsch: Feuerwache – heißt das am 3. August mit einem japanischen Weltraumfrachter zur ISS beförderte Modul, dass jetzt seinen Betrieb aufnimmt. Mit seinen Detektoren soll die kosmische Feuerwache mehrere terrestrische Gammablitze pro Tag erfassen und analysieren.

„Von der ISS aus können wir mit ‚Firestation‘ mehrere tausend Gewitter während der einjährigen Betriebsdauer des Experiments beobachten“, erläutert der Chefwissenschaftler des Projekts, Doug Rowland vom Goddard Space Flight Center der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Insgesamt treten auf der Erde durchschnittlich drei bis vier Millionen Blitze pro Tag auf. Nur ein kleiner Teil davon, etwa 50 pro Tag, scheinen mit Gammablitzen einherzugehen. „Es gibt verschiedene Arten von Blitzen. Bislang wissen wir aber nicht, welche dieser elektrischen Entladungen auch Gammablitze produziert.“

Wie die hochenergetischen Strahlungsblitze erzeugt werden, ist bislang ebenfalls unklar. Die Forscher vermuten, dass die bei einem Blitz auftretenden elektromagnetischen Felder Elektronen bis nahe an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Bei Zusammenstößen mit Atomkernen der Luft könnten die Elektronen dann ihre Energie in Form von Gammaquanten abstrahlen. Die Einzelheiten der Vorgänge liegen jedoch noch im sprichwörtlichen Dunklen.

Die ersten terrestrischen Gammablitze registrierte 1994 das amerikanische Weltraum-Observatorium Compton, dass eigentlich Gamma-Quellen im fernen Weltraum beobachtet. Messungen mit dem – in diesem Fall eigentlich der Sonnenbeobachtung dienenden – Satelliten RHESSI zeigten, dass die irdischen Gammablitze häufiger und hochenergetischer sind, als zuvor angenommen. „Firestation“ misst nun nicht nur die Gammastrahlung, sie beobachtet das Phänomen gleichzeitig im sichtbaren Licht und registriert außerdem die Radio- und Teilchenstrahlung der Ausbrüche.

Bildquelle: NOAA