Weltraumteleskop Hubble sieht 200 Kilometer hohe Schwaden aus Wasserdampf über dem Südpol des Himmelskörpers

San Antonio (USA) - Am Südpol des Jupitermonds Europa tritt regelmäßig Wasser aus und verdampft ins Weltall. Das zeigen Beobachtungen eines Astronomenteams aus den USA mit dem Weltraumteleskop Hubble. Die Dampfschwaden reichen bis in eine Höhe von 200 Kilometern und sind nur sichtbar, wenn der Himmelskörper sich am Apozentrum seiner Umlaufbahn befindet, also den größten Abstand vom Planeten Jupiter hat. Die Forscher vermuten, dass sich dann durch Gezeitenkräfte Risse in der dicken Eiskruste von Europa öffnen und so Wasser aus dem darunter liegenden Ozean an die Oberfläche treten kann. Das Team berichtet im Fachblatt „Science“ über die Beobachtungen.

Lorenz Roth vom Southwest Research Institute in San Antonio und seine Kollegen stießen bei ihren Messungen im November und Dezember 2012 auf die charakteristische Strahlung von Wasserstoff und Sauerstoff über dem Südpol von Europa. „Die Emission dauerte jeweils für einen Zeitraum von etwa sieben Stunden an, das deutet auf eine Inhomogenität in der Atmosphäre hin“, so die Wissenschaftler. „Die Daten sind in guter Übereinstimmung mit der Existenz von Wasserdampf-Fontänen mit einer Höhe von 200 Kilometern.“

Europa besitzt eine 10 bis 15 Kilometer dicke Kruste aus Wasser-Eis. Darunter vermuten die Forscher einen bis zu 100 Kilometer tiefen Ozean. Die Oberfläche des Jupitermondes ist von zahllosen Furchen und Gräben durchzogen. Offenbar haben sich Teile der Eiskruste gegeneinander verschoben und sind dabei zerbrochen. Als Ursache dafür kommen die starken Gezeitenkräfte durch Jupiter infrage, die die Oberfläche des Mondes um 30 Meter heben und senken

Roth und seine Kollegen sehen in den Gezeitenkräften auch den Auslöser für die Wasserdampf-Fontänen. „Die Dampffahne ist nur vorhanden, wenn sich Europa in der Nähe des Apozentrums befindet“, so die Astronomen, „in der Nähe des Perizentrums dagegen konnten wir sie nicht nachweisen.“ Die Entdeckung ist von großer Bedeutung für künftige Raumfahrt-Missionen zu Europa: Wenn am Südpol Wasser an die Oberfläche tritt, könnte eine Raumsonde dieses Wasser dort ohne aufwändige Tiefenbohrung auf Lebensspuren untersuchen.

Bildquelle: K. Retherford / SWRI