Ein Tag dauert auf Beta Pictoris b nur acht Stunden - junger Planet bestätigt aus dem Sonnensystem bekannten Trend

Leiden (Niederlande) - Astronomen aus den Niederlanden ist es erstmals gelungen, die Eigendrehung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems direkt zumessen. Der Begleiter des 63 Lichtjahre entfernten Sterns Beta Pictoris rotiert am Äquator mit einer Geschwindigkeit von 100.000 Kilometern pro Stunde. Ein Tag dauert demnach auf dem Riesenplaneten mit der siebenfachen Masse Jupiters nur acht Stunden. Beta Pictoris b bestätige damit einen aus dem Sonnensystem bekannten Trend, so die Forscher im Fachblatt „Nature“.

„Beta Pictoris b rotiert zwar deutlich schneller als jeder Planet im Sonnensystem“, so Ignas Snellen und seine Kollegen von der Sternwarte Leiden in den Niederlanden, „doch das stimmt gut mit dem hier beobachteten Zusammenhang zwischen Planetenmasse und Rotationsgeschwindigkeit überein.“ Je mehr Masse ein Planet besitzt, desto schneller dreht er sich: Außer Merkur und Venus gilt diese Korrelation für alle Planeten des Sonnensystems. Während es für diese beiden Ausnahmen gute Erklärungen gibt - den Schwerkrafteinfluss der Sonne bei Merkur und ein Zusammenstoß mit einem anderen Himmelskörper bei der Venus -, ist die Ursache des für die anderen Planeten geltenden Zusammenhangs bislang ungeklärt.

Die Beobachtung von Planeten bei anderen Sternen könnte den Wissenschaftlern helfen, die Eigendrehung der Planeten aus ihrer Entstehungsgeschichte zu verstehen. Beta Pictoris b ist mit einem Alter von 20 Millionen Jahren astronomisch gesehen extrem jung. Zum Vergleich: Die Erde ist 4,5 Milliarden Jahre alt. Der Begleiter des Sterns Beta Pictoris ist also gerade erst entstanden und deshalb noch heiß und hell: Er leuchtet 10.000-mal heller als Jupiter. Deshalb gehört Beta Pictoris b zu den wenigen Exoplaneten, die direkt im Fernrohr sichtbar sind. Die meisten Planeten bei anderen Sternen lassen sich bislang nur indirekt nachweisen.

Snellen und sein Team haben mit einem hochauflösenden Spektrographen am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile die Strahlung des Planeten untersucht. Die Astronomen stießen dabei auf Absorptionslinien von Kohlenmonoxid, die einerseits in ihrer Wellenlänge zum Blauen hin verschoben und die anderer stark verbreitert sind. Die Blauverschiebung zeigt, dass sich Beta Pictoris b auf seiner Bahn gegenwärtig auf die Erde zu bewegt – die Orientierung des Orbits war bislang nicht bekannt. „Und die Verbreiterung der Linien zeigt uns, dass sich unterschiedliche Teile der Oberfläche relativ zu uns mit stark unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegen“, erläutert Snellen, „und das kann nur eines bedeuten: der Planet rotiert extrem schnell.“

Bildquelle: ESO/L. Calçada/N. Risinger