Deutscher Astronom entwickelt verbessertes Verfahrung zur kosmischen Standortbestimmung

GarchingUm Aufbau und Bewegung der Milchstraße genau beschreiben zu können, müssen die Astronomen zunächst einmal den Standort und die Bewegung unserer Sonne in der Galaxis genau kennen. Kein leichtes Unterfangen, da ein fester Bezugspunkt fehlt und die Sterne zwar um das Milchstraßenzentrum kreisen, sich aber alles andere als regelmäßig bewegen. Ein derzeit in den USA tätiger, deutscher Forscher hat nun ein verbessertes Verfahren entwickelt, um die Position und die Bewegung der Sonne aus der Dynamik der umgebenden Sterne zu bestimmen. Sein Ergebnis: Die Sonne bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Sekunde um das 26.970 Lichtjahre entfernte galaktische Zentrum.

„Die üblichen Methoden zur Bestimmung der galaktischen Parameter erfordern ein ganzes Bündel von Annahmen“, kritisiert Ralph Schönrich vom Max-Planck-Institut in Garching bei München, der derzeit an der Ohio State University in Columbus tätig ist. Deshalb habe er eine Methode entwickelt, die ohne Annahmen auskomme und lediglich auf der Bewegung der Sterne in der Sonnenumgebung basiere. Sein Trick: Er zeigt, dass sich die Rotation der Milchstraße sowohl aus der radialen Bewegung der Sterne auf die Sonne zu oder von ihr weg ablesen lässt, als auch aus der tangentialen Eigenbewegung der Sterne am Himmel.

Darüber hinaus verwendet Schönrich Sterne, die nicht in der zentralen Scheibenebene der Milchstraße stehen, sondern darüber oder darunter, in der so genannten „dicken“ Scheibe. Diese Sterne, so seine Begründung, sind in ihrer Bewegung weniger stark durch lokale Phänomene wie etwa die Ausbildung von Spiralarmen gestört. Bereits mit einer vergleichsweise kleinen Auswahl von 50.000 Sternen der Himmelsdurchmusterung SEGUE erzielt der Forscher so eine Genauigkeit, die zumindest genauso gut ist wie alle herkömmlichen Verfahren – ohne jedoch modellabhängige Annahmen vorauszusetzen. Mit einer größeren Anzahl von Sternen ließen sich also Standort und Bewegung der Sonne genauer bestimmen als es mit den konventionellen Methoden möglich wäre.

Bildquelle: Nasa