Von 1780 bis heute fror der Rhein 14-mal zu - 10-mal davon während eines Minimums der Sonnenaktivität

MainzWenn es auf der Sonne nur wenig Flecken gibt, kommt es in Mitteleuropa zu ungewöhnlich kalten Wintern. Das zeigt die Analyse historischer Aufzeichnungen durch ein Forscherteam der Johannes Gutenberg Universität Mainz. In den vergangenen 230 Jahren fror der Rhein zu 14 verschiedenen Zeiten an mehreren Stellen vollständig zu. Zehn dieser Episoden fallen mit einem Minimum des elfjähren Zyklus der Sonnenaktivität zusammen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Geophysical Research Letters“.

„Der Vorteil, den Rhein zu untersuchen, liegt darin, dass es eine sehr einfache Messung ist“, erläutert Paläo-Klimatologe Frank Sirocko. „Gefrieren kennt nur zwei Zustände: Entweder es ist Eis da, oder es ist kein Eis da.“ Das vereinfache die Interpretation der Daten gegenüber anderen Klima-Indikatoren wie beispielsweise der Wassertemperatur, die einer Vielzahl von Schwankungen mit unterschiedlichen Ursachen unterworfen sind.

Da der Rhein in geschichtlicher Zeit stets für den Warentransport per Schiff genutzt wurde, existieren in den Häfen entlang des Flusses leicht zugängliche Aufzeichnungen über die Schiffbarkeit. War der Rhein zugefroren, so musste die Schifffahrt eingestellt werden. „Die gewaltige Größe des Rheins bedeutet, dass extrem kalte Temperaturen nötig sind, um ihn zufrieren zu lassen“, sagt Sirocko. Ein Vergleich dieser Episoden mit der Zahl der Sonnenflecken zeigt, dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent einen Zusammenhang zwischen kalten Wintern und der Aktivität unseres Zentralgestirns gibt.

Ein solcher Zusammenhang wird seit langem unter Klimaforschern kontrovers diskutiert. Sirocko und seine Kollegen betonen, dass ihre Untersuchung lediglich eine lokale und keine globale Korrelation zeige. Während eines Aktivitätsminimums sendet die Sonne weniger ultraviolette Strahlung aus. Dadurch kühlt sich die Atmosphäre ab – was aber nicht zu einer globalen Abkühlung am Erdboden führt, sondern zu Veränderungen der atmosphärischen Zirkulationen. Dadurch kühlen Teile Mitteleuropas ab, während es in anderen Gegenden – wie etwa auf Island – sogar wärmer wird.

Sirocko und seine Kollegen weisen außerdem darauf hin, dass ihre Untersuchung nicht im Widerspruch zum anthropogenen Klimawandel steht. Im Gegenteil: Seit 1963 ist der Rhein nicht mehr zugefroren, auch nicht in den solaren Minima – für die Forscher ein eindeutiges Indiz für die globale Erwärmung.

Bildquelle: Heinrich Schmidt