Internationale Astronomische Union lehnt "Vulcan" trotz Umfrage-Mehrheit ab

Paris (Frankreich) - Der vierte und der fünfte Mond des Zwergplaneten Pluto haben ein bzw. zwei Jahre nach ihrer Entdeckung die offiziellen Namen „Kerberos“ und „Styx“ erhalten. Das teilte die Internationale Astronomische Union IAU am Dienstag mit. Vorausgegangen war auf Wunsch des Entdeckers eine Umfrage-Aktion, an der sich über 500.000 Astronomie-Interessierte beteiligten. Mit rund 170.000 Stimmen ging dort zwar „Vulcan“ als Sieger hervor, ein Vorschlag des Schauspielers William Shatner („Raumschiff Enterprise“). Doch die IAU verwarf diesen Namen zugunsten der zweit- und drittplatzierten Vorschläge aus der Unterwelt-Mythologie.

„Bei ihrer Entdeckung erhalten astronomische Objekte unverwechselbare und offizielle Katalogbezeichnungen“, erläutert die IAU die übliche Vorgehensweise. Diese lauten bei den neuen Pluto-Monden S/2011 (134340) 1 und S/2012 (134340) 1. Verständlich, dass diese Zahlenungetüme nicht in der Berichterstattung auftauchen. Wichtige Objekte erhalten daher von den Himmelsforschern zusätzlich einprägsame Eigennamen. „Die Regeln der IAU sollen dabei dafür sorgen, dass diese Namen über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg funktionieren.“ Bei den Pluto-Monden bestand die IAU weiterhin darauf, dass die Namen zu Pluto und seinen ersten drei Monden Charon, Nix und Hydra passen, also auch einen Bezug zur griechischen oder römischen Unterwelt-Mythologie aufweisen.

Auf Wunsch von Mark Showalter, dem Leiter des Entdeckerteams, wurde eine internationale Umfrage mit insgesamt 21 Namensvorschlägen durchgeführt. Der prominenteste Eintrag war dabei „Vulcan“, Heimatplanet von Wissenschaftsoffizier Spock an Bord des Raumschiffs „Enterprise“. Vorgeschlagen von William Shatner, der in der SF-Serie Captain Kirk verkörpert, ließ dieser Vorschlag alle anderen deutlich hinter sich. Doch in der IAU stieß er von Anfang an auf Ablehnung. Showalter bemühte sich nach eigener Aussage intensiv, seine Kollegen von „Vulcan“ zu überzeugen. Immerhin sei Vulcan auch der römische Gott des Feuers und der Vulkane, der Neffe von Hades und „Hades nutzte Vulkane als Ausgänge der Unterwelt“, so Showalter.

Vergeblich. Die IAU sah auch einen Namenskonflikt mit der früheren Verwendung von „Vulcan“ als Bezeichnung für einen hypothetischen Planeten innerhalb der Merkurbahn. Zwar existiert ein solcher Planet nicht, aber der Begriff „Vulcanoide“ hat sich bis heute für Asteroiden erhalten, die ihre Bahn innerhalb des Merkur-Orbits ziehen. So also Kerberos und Styx. Kerberos ist der dreiköpfige Hund, der den Ausgang der Unterwelt bewacht. Und Styx ist der Name des Flusses, der die Erde von der Unterwelt trennt. Die Monde haben Durchmesser von 10 bis 30 Kilometer – viel mehr ist über sie bislang nicht bekannt. Das könnte sich ändern, so hofft Showalter, wenn im Juli 2015 die Raumsonde „New Horizons“ durch das Pluto-System hindurch fliegt.

Bildquelle: NASA/IAU