Beobachtung eines Protosterns in der Orion-Wolke löst Meteoriten-Rätsel

Amsterdam (Niederlande) / Grenoble (Frankreich) - Woher stammt das Beryllium in den Meteoriten? Seit zwei Jahrzehnten suchen Astronomen eine Antwort auf diese Frage. Nun haben die Himmelsforscher sie gefunden: Offenbar ging von der Sonne in ihrer Entstehungsphase ein hochenergetischer Teilchenstrom aus, der das radioaktive Isotop Byrillium-10 produziert hat. Das zeigt die Entdeckung eines ähnlichen „Sternwinds“ in der Umgebung eines Protosterns in der großen Molekülwolke im Sternbild Orion. Die Forscher berichten im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“ über ihre Beobachtungen mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Herschel.

„Wir finden in Meteoriten Zerfallselemente von Beryllium-10 – und das ist ein Rätsel“, erläutert Carsten Dominik von der Universität Amsterdam, „bislang wussten wir nicht, wo dieses Isotop hergekommen.“ Denn der radioaktive Stoff entsteht im Gegensatz zu anderen Elementen weder im inneren von Sternen, noch bei Supernova-Explosionen. Einzig die Kollision hochenergetischer Teilchen mit schwereren Elementen wie Sauerstoff produziere Beryllium-10, so der Astrophysiker. Doch das müsse bereits in der Entstehungszeit des Sonnensystems passiert sein.

Bei der Beobachtung des entstehenden Sterns OMC2 FIR4 in der Orion-Molekülwolke stießen Dominik und seine Kollegen auf eine Anomalie, die sie auf die Lösung des Meteoriten-Rätsels führte. In der Umgebung des Protosterns zeigte sich ein Ungleichgewicht in der Verteilung chemischer Verbindungen auf der Basis von Kohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoff. „Der wahrscheinlichste Grund dafür ist ein kräftiger Wind aus hochenergetischen Teilchen“, so Cecilia Ceccarelli von der Universität Grenoble. Ein ähnlicher Wind könnte auch von der jungen Sonne ausgegangen sein, so folgern die Forscher, und im umgebenden Gas Beryllium-10 erzeugt haben.

Bildquelle: ESA/ATG medialab