Überraschend große Zahl kleiner Sternsysteme in der Umgebung der Magellanschen Wolken stützt kosmologisches Standard-Modell

Cambridge (Großbritannien) - In der Umgebung der Milchstraße gibt es mehr Zwerggalaxien als bislang angenommen. Forscher aus Großbritannien haben mit einer speziellen Kamera in der Region um die Magellanschen Wolken drei bislang unbekannte kleine Sternsysteme aufgespürt. Außerdem fand das Team sechs weitere schwach leuchtende Objekte, bei denen es sich ebenfalls um Begleiter der Milchstraße handeln könnte. Die Entdeckung könnte ein erster Schritt zur Lösung des Zwerggalaxien-Problems in der Kosmologie sein, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal“.

„Der Nachweis von so vielen bislang unbekannten Begleitern der Milchstraße in einer so kleinen Region des Himmels ist für uns eine große Überraschung“, erläutert Sergey Koposov von der britischen University of Cambridge. Koposov und seine Kollegen haben die Zwerggalaxien mit der Dark Energy Camera am vier Meter großen Victor M. Blanco Telescope des Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile aufgespürt. Das Gerät dient eigentlich der Suche nach Galaxien in der Frühzeit des Universums zur Untersuchung der kosmischen Expansionsgeschichte. Frühere Durchmusterungen des Südhimmels nach Zwerggalaxien hatten nur wenige neue Objekte gefunden.

Und das ist ein Problem für die Kosmologen: Es gibt viel weniger von Ihnen, als Computersimulationen im Rahmen des von den meisten Astrophysikern bevorzugten und auch durch die genauen Messungen des Astronomie-Satelliten Planck bestätigten Standardmodells vorhersagen. Bislang rätselten die Forscher, ob unbekannte Effekte die Entstehung kleiner Sternsystem unterdrückt haben – oder ob das Standardmodell nicht doch eine Modifizierung benötigt. Die Entdeckungen von Koposov und seinen Kollegen zeigt nun, dass die vermeintlich fehlenden Zwerggalaxien vielleicht einfach nur übersehen wurden, weil sie so schwach leuchten.

Das uns am nächsten gelegene der neuen Systeme liegt 97.000 Lichtjahre entfernt zwischen der Milchstraße und den Magellanschen Wolken. Das entfernteste Objekt ist 1,2 Millionen Lichtjahre weit weg und damit gerade noch im Einflussbereich der Galaxis. Die starke Häufung der Zwerggalaxien um die Magellanschen Wolken herum deutet nach Ansicht der Forscher auf einen physikalischen Zusammenhang zwischen den Sternsystemen hin. „Vielleicht bildeten die Magellanschen Wolken und diese neuen Zwerggalaxien einst eine Galaxiengruppe“, so Koposovs Kollege Wyn Evans, „und die Überreste dieser Gruppe fallen nun in die Milchstraße hinein.“

Bildquelle: S. Koposov et al./IoA