War die Sternexplosion weiter entfernt und heller als bislang angenommen?
Cambridge (USA) / Tel Aviv (Israel) - Im Jahr 1604 leuchtete am Himmel für kurze Zeit ein neuer Stern auf. Bei dem damals unter anderem von Johannes Kepler beobachteten Phänomen handelte es sich um eine Supernova, die Explosion eines Sterns. Neue Beobachtungen mit dem amerikanischen Röntgensatelliten Chandra zeigen, dass die Sternexplosion vermutlich in größerer Entfernung stattfand als bislang vermutet – und damit auch heller war als angenommen. Über die Messungen berichtet ein amerikanisch-israelisches Forscherteam im Fachblatt „Astrophysical Journal“.
„Es herrscht heute Einigkeit darüber, dass es sich bei Keplers Supernova um eine Sternexplosion des Typs Ia gehandelt hat“, schreiben Daniel Patnaude vom Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts und seine Kollegen. Bei einer solchen Supernova nimmt ein Weißer Zwerg von einem zweiten Stern so lange Materie auf, bis es zu einer thermonuklearen Explosion kommt, die den Zwergstern zerfetzt.
Die Chandra-Beobachtungen zeigen, dass die Explosionswolke der Kepler-Supernova im Gegensatz zu anderen Supernova-Überresten ungewöhnlich asymmetrisch ist: Sie zeigt in ihrer nördlichen Region einen ausgeprägten hellen Bogen. Dieser Bogen lässt sich, so Patnaude und seine Kollegen, mit zwei unterschiedlichen Szenarien erklären. Im ersten ist der Bogen eine Art Bugwelle, die der Doppelstern bereits vor der Explosion im interstellaren Gas hinterlassen hat. Das zweite Szenario erklärt den Bogen damit, dass sich die Trümmer der Explosion in einem interstellaren Gas mit anwachsender Dichte ausbreiten.
Beide Modelle erfordern, dass die Explosion in einer größeren Entfernung stattfand, als bislang angenommen: 23.000 Lichtjahre im ersten Szenario, 16.000 bis 20.000 Lichtjahre im zweiten. Der bisher favorisierte Wert beträgt dagegen 13.000 Lichtjahre. Damit müsste die Explosion auch 1,5- bis 3-mal energiereicher gewesen sein. Das wiederum deckt sich mit weiteren Chandra-Messungen: Das Röntgenspektrum zeigt, dass bei der Sternexplosion ungewöhnlich viel Eisen entstanden ist – typisch für außergewöhnlich helle Supernovae des Typs Ia.
Bildquelle: NASA/CXC/SAO/D.Patnaude/DSS