Radarmessungen aus dem Orbit zeigen Zuflüsse, die vor wenigen hundert Millionen Jahren das Tal Marte Vallis speisten
Washington (USA) - Seit 2,5 Milliarden Jahren ist der Mars eine trockene, kalte Welt. Doch vor wenigen hundert Millionen Jahren hat es ein der heutigen Hochebene Elysium Planitia eine gewaltige Flutkatastrophe gegeben. Dabei entstand das etwa tausend Kilometer lange Tal Marte Vallis. Radarmessungen aus der Mars-Umlaufbahn zeigen nun erstmals die unter einer dicken Lavadecke verborgen Zuflüsse, die das Tal gespeist haben. Sie sind mit mehr als 80 Metern doppelt so tief wie zuvor vermutet, berichtet ein amerikanisches Forscherteam im Fachblatt „Science“.
„Wir haben die Stärke dieser Flut also bisher erheblich unterschätzt“, so Gareth Morgan von der Smithsonian Institution in Washington und seine Kollegen. Die Messungen der Forscher zeigen, dass der Ursprung der Zuflüsse in der Region Cerberus Fossae liegt, einem System von Grabenbrüchen. „Das bestätigt unsere Vermutung, dass das Wasser aus einem tief gelegenem Grundwasser-Reservoir stammte“, so die Wissenschaftler. „Vermutlich hat lokale tektonische oder vulkanische Aktivität das Wasser freigesetzt.“
Mit einem Alter von weniger als 500 Millionen Jahren ist Marte Vallis das jüngste Flutrinnen-System auf dem Mars. Nach heutigen Erkenntnissen ist die Hochebene Elysium Planitia durch intensiven Vulkanismus in den vergangenen hundert Millionen Jahren entstanden. Diese Aktivität hat die gesamte Region mit einer dicken Lavaschicht bedeckt und so auch die Spuren der Flutkatastrophe verwischt, die das Marte Vallis geschaffen hat.
Messungen mit dem Radarsystem SHARAD an Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter haben es dem Forscherteam ermöglicht, diese verborgenen Spuren wieder sichtbar zu machen. Der Mars Reconnaissance Orbiter umkreist seit März 2006 den äußeren Nachbarplaneten der Erde. SHARAD wurde von dem Unternehmen Alenia Spazio im Auftrag der Italienischen Raumfahrtagentur ASI für die Mission entwickelt. Die Radarstrahlen können je nach Bodenbeschaffenheit einhundert bis tausend Meter tief eindringen.
Die Messungen demonstrieren die Fähigkeit von Radarmessungen aus der Mars-Umlaufbahn, Informationen über die Entwicklung der hydrologischen Aktivität auf dem roten Planeten zu liefern. Vermutlich hat es in der seit 2,5 Milliarden Jahren andauernden Trockenzeit immer wieder kurzzeitige wärmere, feuchtere Phasen gegeben, ausgelöst durch starken Vulkanismus oder Einschläge von Asteroiden.
Bildquelle: Nasa