Astronomen erklären Röntgenstrahlungsausbruch im Herzen einer fernen Galaxie
Versoix (Schweiz) - Kosmische Katastrophe in der 50 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie NGC 4845: Das zentrale Schwarze Loch des Sternsystems hat einen Riesenplaneten zerrissen. Rund zehn Prozent der Masse des Planeten mit der 14- bis 30-fachen Jupitermasse sind dabei in das Schwarze Loch gestürzt und haben dabei einen starken Ausbruch von hochenergetischer Röntgenstrahlung verursacht. Das berichtet ein schweizerisch-polnisches Astronomen-Duo im Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“.
„Die hochenergetische Röntgenstrahlung stieg innerhalb weniger Wochen auf ein Maximum an und fiel dann im Verlauf eines Jahres wieder ab“, so Marek Nikolajuk von der Universität Bialystok und Roland Walter von der Sternwarte Genf. „Das ist genau der Verlauf, den wir für ein solches Ereignis erwarten.“ Der Röntgensatellit Integral hatte Anfang Januar 2011 überraschend starke Röntgenstrahlung aus der Galaxie NGC 4845 empfangen. Weitere Beobachtungen mit den Röntgen-Observatorien Swift und XMM-Newton bestätigten, dass die Strahlung ihren Ursprung im Zentrum des Sternsystems hatte.
Nahezu jede Galaxie besitzt nach heutigen Erkenntnissen in ihrem Zentrum ein sehr massereiches Schwarzes Loch. So offenbar auch NGC 4845. Anhand von schnellen Schwankungen der Röntgenstrahlung konnten Nikolajuk und Walter die Masse dieses Schwarzen Lochs ermitteln: Es wiegt etwa das 300.000-fache unserer Sonne. Die beiden Forscher verglichen nun den Verlauf des Röntgen-Ausbruchs mit Computersimulationen von Ereignissen, bei denen die Schwerkraft eines großen Schwarzen Lochs einen nahe vorüber ziehenden Stern oder Planeten zerreißt.
Die beste Übereinstimmung fanden sie für einen Riesenplaneten mit der 14- bis 30-fachen Masse des Jupiter. Etwa zehn Prozent der Materie des zerrissenen Planeten fällt dabei in das Schwarze Loch hinein, heizt sich dabei enorm auf und sorgt so für den beobachteten Strahlungsausbruch. Nikolajuk und Walter empfehlen, in den Archiven von Integral und Swift nach weiteren derartigen Ausbrüchen zu suchen. Etwa alle 100.000 Jahre sollte in einer großen Galaxie ein Stern oder Planet vom zentralen Schwarzen Loch zerrissen werden. Die Röntgensatelliten sollten deshalb in unserer näheren kosmischen Umgebung mit vielen tausend Galaxien mehrere solcher Ereignisse pro Jahrzehnt registrieren.
Bildquelle: Nasa