Mit dem Large Hadron Collider and er Weltspitze der Teilchenforschung
Bereits 1949 schlug der französische Physiker Louis de Broglie während einer Konferenz in Lausanne die Schaffung eines europäischen Kernforschungszentrums vor. Die durch den 2. Weltkrieg zerrissene wissenschaftliche Gemeinschaft sollte wieder zusammenfinden und Europa nicht den Anschluss an die Großmächte USA und Sowjetunion verlieren. Die Idee nahm rasch Fahrt auf und nach einer Reihe vorbereitender Konferenzen war es 1954 soweit: In der Nähe von Genf legten Vertreter der zwölf Gründungsstaaten den Grundstein für das Forschungszentrum CERN.
Die Abkürzung steht für „Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire“ – Europäische Organisation für Kernforschung –, denn zunächst war CERN in erster Linie für die sich rasant entwickelte Erforschung der Atomkerne vorgesehen. Doch schon bald verlagerte sich der Forschungsschwerpunkt mehr und mehr in den Bereich der Elementarteilchen. Im Jahr 1957 nahm der erste Beschleuniger am CERN den Betrieb auf: Ein Synchro-Zyklotron, das Protonen mit einer Energie von bis zu 600 Mega-Elektronenvolt erzeugen konnte. Schon nach nur einem Monat lieferte der Beschleuniger den CERN-Forschern ihre erste Entdeckung: den Zerfall eines Pions in ein Elektron und ein Neutrino.
Zwei Jahre später folgte das Proton-Synchrotron, das Europa mit einer Rekordenergie von 28 Giga-Elektronenvolt für kurze Zeit an die Weltspitze der Teilchenforschung brachte. Diese Maschine ist noch heute in Betrieb und arbeitet unter anderem als Vorbeschleuniger für den Large Hadron Collider LHC.
Mit dem 2008 in Betrieb genommenen LHC nimmt das CERN heute, 70 Jahre nach seiner Gründung, wieder eine Spitzenposition in der Teilchenforschung ein: Mit einem Umfang von fast 27 Kilometern und einer Protonen-Energie von bis zu sieben Tera-Elektronenvolt ist der LHC der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger der Welt. Neben dem LHC betreibt das CERN derzeit acht weitere Beschleuniger, die zu einem großen Teil dazu dienen, den LHC mit bereits auf hohe Geschwindigkeiten gebrachte Teilchen zu versorgen – oder aus dem LHC kommende Teilchen abzubremsen.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Forschung am CERN zählen die Entdeckung der W- und Z-Bosonen – den Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung –, für die Carlo Rubbia und Simon van der Meer 1984 den Nobelpreis erhielten, sowie 2012 der Nachweis des Higgs-Teilchens, das im Standardmodell der Teilchenphysik für die Massen aller anderen Teilchen verantwortlich ist.
Nicht vergessen werden sollte auch eine technische Errungenschaft, die wir dem CERN verdanken: Um den Austausch von Informationen und Daten zu erleichtern, entwickelte Tim Berners-Lee 1989 das World Wide Web, die Grundlage des heute allgegenwärtigen Internet.
Bildquelle: DESY