Neuer Rekord: Licht des Sternsystems braucht 13,3 Milliarden Jahre zu uns

Baltimore (USA) - Eine Laune der Natur half den Astronomen bei der Entdeckung: Ein großer Galaxienhaufen verstärkt als „Gravitationslinse“ das Licht der fernen Galaxie MACS0647-JD – sonst wäre sie selbst mit dem Weltraumteleskop Hubble nicht mehr zu erkennen. Mit einer Entfernung von 13,3 Milliarden Lichtjahren stellt das Sternsystem einen neuen Rekord auf. Das heute von den Astronomen empfangene Licht der Galaxie wurde ausgesendet, als das Universum gerade einmal 420 Millionen Jahre alt war. Die Wissenschaftler berichten im Fachblatt „Astrophysical Journal“ von ihrer Entdeckung.

Mit einem Durchmesser von etwa 600 Lichtjahren ist das ferne Objekt klein im Vergleich zu heutigen Galaxien. Unsere Milchstraße ist etwa 150.000 Lichtjahre groß, selbst eine Zwerggalaxie wie die Große Magellansche Wolke durchmisst noch 14.000 Lichtjahre. „Das Objekt könnte einer von vielen Bausteinen einer Galaxie sein“, erläutert einer der Entdecker, Dan Coe vom Space Telescope Science Institute in Baltimore. „Im Verlauf der nachfolgenden 13 Milliarden Jahre ist es vermutlich zu Dutzenden, Hunderten oder gar Tausenden von Verschmelzungen mit anderen Galaxien oder Galaxienbausteinen gekommen.“

Coe und seine Kollegen haben MACS0647-JD im Rahmen des CLASH-Projekts aufgespürt. Bei diesem Forschungsvorhaben suchen die Astronomen mit dem Hubble-Teleskop im Bereich großer Galaxienhaufen nach weiter entfernten Hintergrundgalaxien. Die Gravitation eines Galaxienhaufens wirkt wie eine Linse und verstärkt so die Strahlung im Hintergrund liegender Objekte – durch diese Verstärkung können Objekte, die aufgrund ihrer großen Entfernung sonst für eine Entdeckung zu leuchtschwach wären, sichtbar gemacht werden. Zudem kann eine Gravitationslinse mehrere Bilder einer fernen Galaxie erzeugen.

Coe und seine Kollegen stießen im Feld des Galaxienhaufens MACS J0647+7015 auf drei Bilder einer extrem roten Galaxie. Schon die rote Farbe deutete auf eine große Entfernung des Sternsystems, Beobachtungen mit insgesamt 17 verschiedenen Farbfiltern bestätigten den Verdacht. Eine Modellierung der Gravitationslinse zeigt, dass die Strahlung in den drei Bildern um das acht-, sieben- und zweifache verstärkt ist. Noch sprechen die Astronomen zwar vorsichtig von einem „Kandidaten für einen neuen Entfernungsrekord“, da die Strahlung der Galaxie zu schwach ist, um eine Spektrum aufzunehmen. Doch allein die mit den Filtern gewonnenen Farbinformationen macht Coe und sein Team sicher, dass MACS0647-JD weiter entfernt ist als alle anderen bekannten Galaxien.

Bildquelle: Nasa/Esa