Astronomen entdecken kleine, dichte Gaswolken abseits von Sternen
Onsala (Schweden) - Planeten entstehen ausschließlich in rotierenden Scheiben aus Gas und Staub um junge Sterne. So dachten die Astronomen jedenfalls bislang. Ein Team schwedischer und finnischer Forscher ist jetzt jedoch im Rosettennebel auf viele kleine, dichte Gaswolken abseits von Sternen gestoßen. Die Wolken besitzen gerade die richtige Masse für die Entstehung von einzelnen Planeten. Im Fachblatt „Astronomy & Astrophysics“ äußern die Wissenschaftler daher die Vermutung, dass sich aus ihnen ein großer Teil der einsamen, nicht an Sterne gebundenen Planeten bildet.
„Wir haben festgestellt, dass diese ‚Globuletten‘ sehr dicht und kompakt sind“, sagt Carina Persson von der Technischen Universität Chalmers im schwedischen Onsala. „Daraus können wir folgern, dass die Wolken unter ihrem eigenen Gewicht kollabieren und sich frei bewegende Planeten produzieren.“ Die Masse der meisten Wolken ist geringer als das 13-fache der Jupitermasse, der Grenzmasse zwischen Planeten und so genannten Braunen Zwergen.
Der Rosettennebel ist eine Sternentstehungsregion. Die starke Strahlung vieler junger Sterne hat Gas und Staub zu säulenartigen Strukturen zusammengepresst. Persson und ihre Kollegen vermuten, dass sich die Globuletten getauften Mini-Wolken von diesen Säulen abgelöst haben. Die Messungen des Teams zeigen, dass die Wolken mit einer Geschwindigkeit von 80.000 Kilometern pro Stunde aus dem Rosettennebel herausfliegen.
Die Himmelsforscher kennen inzwischen über 800 Planeten, die andere Sterne umkreisen. Darüber hinaus sind sie aber auch auf viele hundert Planeten gestoßen, die sich allein durch das Weltall bewegen. Abschätzungen zufolge könnte es in der Milchstraße sogar mehr solcher einsamer Planeten geben als Sterne. Bislang gingen die Astronomen davon aus, dass auch diese Einzelgänger in Gas- und Staubscheiben um junge Sterne entstanden sind, dann aber durch enge Begegnungen mit anderen Himmelskörpern aus ihren Systemen heraus katapultiert wurden. Die Entdeckung der Globuletten liefert nun eine andere Erklärungsmöglichkeit. In der Geschichte der Milchstraße gab es viele Millionen Sternentstehungsregionen wie den Rosettennebel. In jeder dieser Region könne es eine große Zahl von Globuletten gegeben haben, erläutert Perssons Kollege Gösta Gahm von der Sternwarte Stockholm: „Es gibt so viele von ihnen, dass sie eine signifikante Quelle der in den vergangenen Jahren entdeckten, frei beweglichen Planeten sein könnten.“
Bildquelle: TU Chalmers