Oberfläche des Zwergplaneten möglicherweise durch innere Prozesse umgestaltet
Boulder (USA) - Der Zwergplanet Ceres im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter besitzt deutlich weniger große Krater auf seiner Oberfläche als zu erwarten. Das bestätigen Auswertungen der von der US-amerikanischen Raumsonde Dawn gelieferten Aufnahmen des Himmelskörpers durch ein internationales Forscherteam. Das Fehlen der großen Einschlagstrukturen deute auf eine Umgestaltung der Oberfläche des Zwergplaneten durch innere Prozesse, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Communications“.
„Modelle der Zusammenstöße im Asteroidengürtel sagen die Existenz von 10 bis 15 Kratern mit Durchmessern über 400 Kilometern auf Ceres voraus“, schreiben Simone Marchi vom Southwest Research Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado und seine Kollegen. Und auch eine Extrapolation der Kraterhäufigkeit von Vesta – einem vergleichbaren Objekt im Asteroidengürtel – auf Ceres liefert noch sechs bis sieben solcher großen Strukturen. „Doch Ceres zeigt keinen einzigen Krater größer als 280 Kilometer.“
Die jetzt von Marchi und seinen Kollegen präsentierte Auswertung der Dawn-Fotos zeigt, dass sich dieser Trend bis in den Bereich von Kratern mit Durchmessern von 100 bis 150 Kilometern fortsetzt: Auch in diesem Bereich besitzt Ceres signifikant weniger der Einschlagstrukturen, als nach Modellen und Extrapolationen zu erwarten. Wo also sind die großen Krater?
Als mögliche Antwort auf diese Frage galt bislang, dass Ceres weiter außen im Sonnensystem entstanden und erst später in den Asteroidengürtel eingedrungen ist. Marchi und seine Kollegen zeigen jedoch auf Basis von Computermodellen, dass die Verteilung der Krater auf Ceres sich so nicht befriedigend erklären lässt. Als Ursache komme daher nur eine Umgestaltung der Ceres-Oberfläche durch innere Prozesse in dem Zwergplaneten infrage. So könnte die Viskosität der Kruste des Zwergplaneten zu einer Einebnung großer Strukturen führen. Eine andere Möglichkeit ist so genannter Kryo-Vulkanismus, also das Ausströmen eines zähflüssigen Wasser-Eis-Gemisches aus dem Inneren des Himmelskörpers an die Oberfläche.
Bildquelle: Nasa