Schallwellen als Lösung für rätselhafte Erwärmung der Atmosphären von Riesenplaneten

Boston (USA) / Leicester (Großbritannien) - Über dem Großen Roten Fleck – dem größten Wirbelsturm im Sonnensystem – ist die Atmosphäre des Planeten Jupiter 800 Grad wärmer als in anderen Regionen. Das zeigen Messungen eines Forscherteams aus den USA und Großbritannien mit der Infrared Telescope Facilty, einem Infrarot-Teleskop der Nasa auf Hawaii. Offenbar heizen von dem Sturm erzeugte Schallwellen die Hochatmosphäre auf. Dieser Mechanismus könne möglicherweise generell die bislang rätselhafte Erwärmung der Hochatmosphären von Riesenplaneten erklären, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

„Die Temperatur der oberen Atmosphären ist bei allen Riesenplaneten bei gemäßigten und äquatornahen Breitengraden mehrere hundert Grad höher, als allein über die Aufheizung durch die Sonnenstrahlung zu erklären“, schreiben James O’Donoghue von der Boston University und seine Kollegen. Bislang gibt es für dieses Phänomen keine Erklärung. Zwar können Polarlicht-Erscheinungen in den polaren Regionen zu Aufheizungen auf bis zu über 1000 Grad Celsius führen. Doch die Rotation der Planeten verhindert, dass diese Wärme in äquatornähere Regionen strömen kann.

Trotzdem ist beispielsweise die Hochatmosphäre Jupiters in den gemäßigten und äquatornahen Zonen mit über 500 Grad Celsius 600 Grad wärmer, als es sich allein aus der Sonnenstrahlung ergibt. Zwar gerieten immer wieder die vielen Wirbelstürme in den Atmosphären der großen Planeten als Energiequelle in Verdacht. „Doch eine solche Kopplung zwischen der unteren und der oberen Atmosphäre konnte bislang nicht beobachtet werden“, so O’Donoghue und seine Kollegen.

Das hat sich nun geändert. Die Messungen der Forscher mit dem drei Meter großen Infrarot-Teleskop zeigen intensive Wärmestrahlung aus der Region oberhalb des Großen Roten Flecks, eines seit Jahrhunderten tobenden, über 20.000 Kilometer großen Wirbelsturms. Das Team geht davon aus, dass der Große Rote Fleck lediglich ein besonders dramatisches – und damit gut beobachtbares – Beispiel für die Erwärmung oberhalb solcher Stürme ist. Von den Stürmen aus kann die Wärme sich dann problemlos in der Atmosphäre verteilen – und so das Wärmerätsel der großen Planeten lösen.

Bildquelle: Karen Teramura, UH IfA, James O’Donoghue