Very Large Telescope zeigt überraschenden Aspekt der Entwicklung von Galaxien

Cambridge (Großbritannien) - Die Strahlung supermassereicher Schwarzer Löcher bläst Gas aus Galaxien heraus – und in diesem Wind entstehen neue Sterne. Das zeigen erstmals Beobachtungen eines internationalen Forscherteams mit dem Very Large Telescope VLT der Europäischen Südsternwarte in Chile. Die Entdeckung liefere neue Erkenntnisse über die Entstehung der Formen von Galaxien, sowie über die Anreichung des intergalaktischen Gases mit schweren Elementen, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

„Astronomen vermuten seit langen, dass die Bedingungen in diesen Gas-Ausströmungen genau richtig für die Entstehung neuer Sterne sein könnten“, erläutert Roberto Maiolino von der University of Cambridge in Großbritannien. „Doch bislang hat das niemand tatsächlich beobachtet. Unsere Beobachtungen zeigen jetzt zweifelsfrei, dass sich in den Winden tatsächlich neue Sterne bilden.“

Maiolino und seine Kollegen haben mit dem VLT zwei kollidierende Galaxien in einer Entfernung von 600 Millionen Lichtjahren beobachtet. Der Zusammenprall füttert die zentralen supermassereichen Schwarzen Löcher mit Gas und führt so zu einer erhöhten Strahlungsaktivität. Insbesondere bei einer der beiden Galaxien stießen die Forscher auf einen kräftigen Wind aus Gas, der von dieser Strahlung angetrieben wird.

Mit speziellen spektroskopischen Zusatzgeräten am VLT gelang es den Forschern, junge Sterne – sie sind nur einige zehn Millionen Jahre alt – in dem strömenden Gas nachzuweisen. Die Beobachtungen zeigen, dass sich diese jungen Sterne mit hoher Geschwindigkeit von dem Zentrum der Galaxie entfernen – ein deutliches Indiz für ihre Entstehung in dem schnell strömenden Wind des Schwarzen Lochs. Die Messungen deuten außerdem darauf hin, dass diese Sterne heißer und heller sind als vergleichbare Sterne, die in weniger extremen Umgebungen entstehen. Maiolino und seine Kollegen vermuten, dass manche der Sterne sich schnell genug bewegen, um die Galaxie zu verlassen. Sie könnten so zu einer Anreicherung des Gases zwischen den Galaxien mit schweren Elementen führen.

Bildquelle: ESO/M. Kornmesser