Ein Zwilling der Erde - doch auf der Oberfläche eine Hölle

Auf den ersten Blick ist die Venus geradezu ein Zwilling der Erde: Die beiden Planeten haben fast den gleichen Durchmesser und die gleiche Masse. Und doch unterscheiden sich die Erde und ihr innerer Nachbarplanet erheblich. Während die Erde mit gemäßigter Oberflächentemperatur und großen Ozeanen lebensfreundlich ist, präsentiert sich die Venus auf der Oberfläche als lebensfeindliche Hölle: Die Temperatur liegt im Mittel bei 460 Grad Celsius, der Luftdruck beträgt etwa das Hundertfache des irdischen. Die dichte Atmosphäre besteht überwiegend aus Kohlendioxid – und dieses Kohlendioxid ist die Ursache für den Treibhauseffekte, der für die hohe Oberflächentemperatur sorgt.

In einer Höhe von 45 bis 70 Kilometern ist die Venus von einer dichten Wolkendecke aus Schwefeldioxid umgeben. Die Wolken reflektieren etwa 70 Prozent des Sonnenlichts – deshalb leuchtet die Venus so hell als Abend- oder Morgenstern am irdischen Himmel. Zugleich verhindern die Wolken aber auch den Blick auf die Oberfläche des Planeten.

Erst im Jahr 1965 gelang es daher, mithilfe von Radarmessungen die Rotation der Venus zu messen. Das Ergebnis war eine Überraschung: Der Planet dreht sich mit einer Periode von 243 Erdtagen nicht nur extrem langsam, sondern zu dem „retrograd“, also entgegen der vorherrschenden Drehrichtung im Sonnensystem. Bislang ist unklar, was zu dieser ungewöhnlichen Eigendrehung der Venus geführt hat.

Im Jahr 1961 passierte die sowjetische Sonde Venera-1 die Venus – es war die erste interplanetarische Mission überhaupt. Allerdings war sie nicht erfolgreich: Der Kontakt zu der Sonde brach bereits auf dem Hinflug ab. Die US-Sonde Mariner-2 lieferte Ende 1962 erstmals Daten über die Atmosphäre der Venus zur Erde. Die erste erfolgreiche Landung gelang am 15. Dezember 1970 mit Verena-7. Insgesamt gab es bis heute 22 erfolgreiche Missionen zur Venus, darunter insbesondere die US-Sonde Magellan und den europäischen Venus Express.

Radarbeobachtungen aus der Umlaufbahn zeigen, dass der größte Teil der Venusoberfläche mit etwa 500 bis 700 Millionen Jahren sehr jung ist. Die Ursache dafür ist noch unklar. Möglicherweise besitzt die Venus keine Plattentektonik, sondern periodischen Phasen extremen Vulkanismus, der dann nahezu die gesamte Oberfläche des Planeten erneuert. Es gibt außerdem eine Reihe von Hinweisen auf aktiven Vulkanismus auf der Venus.

So lebensfeindlich die Venus insgesamt erscheint, gibt es gleichwohl Spekulationen über die Existenz zumindest mikrobieller Lebensformen in der Atmosphäre des Nachbarplaneten. Denn in einer Höhe von 50 bis 60 Kilometern sind Temperatur und Luftdruck mit denen an der Erdoberfläche vergleichbar.

Bildquelle: NASA