Astronomen entdecken ungewöhnlichen Doppelstern

Der Alarm erreichte Anastasios Tzanidakis und James Davenport am 21. Juni 2017: Das Satelliten-Observatorium Gaia meldete eine ungewöhnliche Helligkeitszunahme des Sterns Gaia17bpp. Jetzt präsentierten die beiden Astronomen der University of Washington eine Erklärung für das rätselhafte Phänomen. Sieben Jahre lang hat demnach eine dichte Staubwolke den Stern verdeckt und so sein Licht um etwa das 63-Fache abgeschwächt, so die Wissenschaftler auf einer Fachtagung der American Astronomical Society in Seattle.

„Wir glauben, der Stern ist Teil eines außergewöhnlich seltenen Doppelstern-Systems“, erläutert Tzanidakis. „Es handelt sich um einen großen, alten Stern, der von einem kleineren Stern umkreist wird – und dieser ist in eine dichte Staubscheibe eingehüllt. Unsere Analyse zeigt, dass die Umlaufzeit ungewöhnlich lang ist – bis zu 1000 Jahre.“ Es sei daher ein großer Zufall, dass Gaia den Stern gerade während der Verfinsterung durch die Staubscheibe beobachtet hat.

Das Weltraumteleskop Gaia der europäischen Weltraumorganisation ESA misst seit 2014 die Positionen, Bewegungen und Helligkeiten von knapp zwei Milliarden Sternen. Um herauszufinden, was das ungewöhnliche Verhalten des Sterns verursacht, mussten die beiden Forscher daher auch auf ältere Beobachtungen anderer Teleskope zurückgreifen – zunächst bis in das Jahr 2010. Dabei zeigte sich, dass die Verfinsterung von 2012 bis 2019 angedauert hat. Vorher war Gaia17bpp 63-mal heller.

Und das seit langer Zeit: Weitere Analysen historischer Himmelsaufnahmen bis zurück in die 1950er Jahre zeigten keinerlei weitere Veränderungen der Sternhelligkeit. Es gab in diesem ganzen Zeitraum also keine weitere Verfinsterung des Sterns. Demnach sei die Umlaufzeit des Doppelsterns sehr lang und betrage möglicherweise mehrere hundert Jahre, folgern Tzanidakis und Davenport. Zwar sind noch einige wenige Doppelsterne bekannt, bei denen einer der Sterne ebenfalls von einer Staubscheibe umgeben ist. Gaia 17bpp besitzt von allen jedoch die längste Umlaufzeit.

„Es ist also eine reine Zufallsentdeckung“, betont Tzanidakis, „hätten wir nur wenige Jahre später beobachtet, hätten wir die Verdunkelung verfehlt.“ Solche ungewöhnlichen Systeme könnten daher sehr viel häufiger existieren als bislang angenommen. „Und wenn das so ist, müssen wir herausfinden, wie solche Doppelsterne entstehen.“ Insbesondere sei es die Frage, wo die Staubscheibe um den kleinen Begleitstern – bei dem es sich möglicherweise um einen Weißen Zwergstern handelt – herkommt. Wäre unsere Sonne von einer solchen Staubscheibe umgeben, würde diese bis über die Erdbahn hinaus ins All reichen.

Bildquelle: James Urton