Sie sind etwas größer als die Erde – und kreisen im richtigen Abstand um ihren Stern, um flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche zu erlauben
Heidelberg / Moffett Field (USA) - Über 800 Planeten bei anderen Sternen kennen die Astronomen inzwischen. Da sorgt die Entdeckung weiterer Exoplaneten kaum noch für Schlagzeilen. Doch Kepler-62e und Kepler-62f sind etwas Besonderes: Sie sind 1,4-mal und 1,6-mal so groß wie die Erde und ziehen ihre Bahn in der lebensfreundlichen Zone ihres Sterns – also dort, wo flüssiges Wasser auf der Oberfläche möglich ist. Damit seien Kepler-62e und Kepler-62f die bislang aussichtsreichsten Kandidaten für Planeten, auf denen Leben möglich ist, so das Entdeckerteam im Fachblatt „Science“.
„Es sind die bislang kleinsten Planeten, die wir in der lebensfreundlichen Zone eines Sterns gefunden haben“, sagt Lisa Kaltenegger vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. „Durchmesser von weniger als dem Doppelten des Erddurchmessers sind ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich um erdähnliche Planeten handelt.“ Also um felsige Planeten im Gegensatz zu unwirtlichen Gasplaneten. Kaltenegger hat für das Entdeckerteam analysiert, ob es sich bei Kepler-62e und Kepler-62f um bewohnbare Welten handeln könnte.
Entscheidend dafür ist, ob flüssiges Wasser auf der Oberfläche existieren kann – Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Der 1200 Lichtjahre entfernte Stern Kepler-62 ist etwas kleiner als die Sonne. Insgesamt haben die Astronomen gleich fünf Planeten aufgespürt, die diesen Stern umkreisen. Die drei inneren Planeten stehen ihrem Zentralstern zu nah, um lebensfreundlich zu sein. Doch die richtige atmosphärische Zusammensetzung vorausgesetzt, könnten die beiden äußeren Planeten unserer Erde ähneln, wie die Berechnungen von Kaltenegger zeigen. Aufgrund ihrer Größe könnte es sich bei ihnen aber um reine Wasserwelten handeln, die von einem tiefen, globalen Ozean bedeckt sind.
Kaltenegger und ihre Kollegen betonen, dass lebensfreundlich nicht automatisch bedeutet, dass es dort auch tatsächlich Leben gibt. Ein direkter Nachweis von Leben auf solch fernen Welten ist heute noch Zukunftsmusik. Doch schon mit der nächsten Generation großer Teleskope könnte er in greifbare Nähe rücken. Denn Lebensformen verändern die chemische Zusammensetzung einer Planetenatmosphäre. Und ein solcher chemischer Fingerabdruck könnte sich im Spektrum des Planetenlichts aufspüren lassen.
Die Forscher haben das Planetensystem um Kepler-62 mithilfe des Weltraumteleskops Kepler entdeckt. Das im März 2009 gestartete Instrument überwacht 156.000 Sterne auf winzige Helligkeitsschwankungen. Periodische Änderungen der Sternhelligkeit können die Anwesenheit eines Planeten verraten, wenn dieser auf seiner Bahn von der Erde aus gesehen regelmäßig vor dem Stern vorüberzieht. Aus der Stärke der Helligkeitsänderung können die Astronomen dann unmittelbar die Größe des Planeten bestimmen.
Bildquelle: Nasa