Astronomen entdecken „Starburst“-Galaxie in Rekordentfernung – und entlarven ähnliche Systeme als optische Täuschungen
Ithaca (USA) / Durham (Großbritannien) – Bereits 880 Millionen Jahre nach dem Urknall sind in der Galaxie HLFS 3 explosionsartig neue Sterne entstanden. Das von einem internationalen Forscherteam aufgespürte Sternsystem stellt mit einer Entfernung von 12,8 Milliarden Lichtjahren einen neuen Rekord für solche Starburst-Galaxien auf. Pro Jahr entstehen in ihr etwa 3000 neue Sterne – das ist das 2000-fache der Sternentstehungsrate in unserer Milchstraße. Viele vergleichbar aktive Starburst-Galaxien sind dagegen optische Täuschungen: Messungen eines zweiten Astronomenteams entlarven die Systeme als Überlagerung mehrerer Galaxien mit eher moderater Sternentstehung.
„Uns ist ein wertvoller Blick in die Entstehungsphase der ersten Galaxien geglückt“, sagt Dominik Riechers von der Cornell University im US-amerikanischen Ithaca. Die Himmelsforscher sehen in Systemen mit extremen Starbursts die Vorläufer der größten Galaxien im heutigen Kosmos. Ein Blick in die Tiefen des Alls ist zugleich ein Blick in die Vergangenheit des Kosmos. Das Licht von HFLS 3 benötigt 12,8 Milliarden Jahre zu Erde – die Astronomen sehen die Galaxie also so, wie sie vor 12,8 Milliarden Jahren, 880 Millionen Jahre nach dem Urknall, aussah.
Die Wissenschaftler kennen inzwischen viele ähnliche Galaxien im jungen Kosmos. Die erste Epoche der Sternentstehung ist offenbar recht rasant verlaufen. Doch manche Galaxien mit scheinbaren Produktionsraten von über tausend Sternen pro Jahr haben sich nun als Täuschungen entpuppt. Beobachtungen mit ALMA, einer neuen großen Radioteleskop-Anlage der Europäischen Südsternwarte in Chile, zeigen, dass viele dieser Systeme eine Überlagerung mehrerer kleinerer Galaxien mit zwar noch beachtlichen, aber weniger spektakulären Sternentstehungsraten sind.
„Das macht HFLS 3 zu einem noch größeren Ausnahmefall“, so Riechers. Angst, dass sich auch diese Super-Galaxie als Täuschung entpuppen könnte, hat der Wissenschaftler nicht: „Wir haben die Galaxie mit noch höherer Auflösung beobachtet – wenn es sich um mehrere Galaxien handeln würde, hätten wir das gesehen.“ Bleibt die Frage, was die explosionsartige Entstehung von Sternen im jungen Kosmos auslöst. Riechers und seine Kollegen sehen Zusammenstöße von Galaxien als Trigger. Solche Kollisionen waren im jungen Kosmos wesentlich häufiger als heute.
Bildquelle: Nasa